Hannes Wahmkow - Erlebnisse im Urwald / auf dem Quiquibey

Nach 25h stündiger Reise erreichten mein Vater Bernd, der Kinderarzt aus Stralsund und ich, ein kieler Medizinstudent im 6ten Semester, am 28.1.2012 La Paz. Ilka wartete bereits am Flughafen und nahm uns fröhlich in Empfang. Erster Dämpfer: die Hälfte unseres Gepäcks, um genau zu sein meine Hälfte, muss wohl irgendwo zwischen Berlin und La Paz auf der Strecke geblieben sein, aber was solls, irgendetwas ist ja immer. Nach einem weiteren Tag Aufenthalt in La Paz, inklusive Stadtführung, bestiegen wir den Flieger nach Rurrenabaque, auf ins Tiefland. Die ersten Paar Sekunden nach verlassen der Maschine ließen mich augenblicklich meinen Ärger über den, immer noch, verschollenen Rucksack vergessen. Das Urwaldpanorama, die Berge, die schwüle Luft und die Temperaturen, alles so wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir bezogen unser Quartier im Hostel Santa Ana und verbrachten die nächsten 5 Tage damit uns einzuleben, uns den Ort anzuschauen, sowie das Stadtfest zu genießen. Außerdem hatten wir die Möglichkeit in der Klinik der Fundacion Salud del Rio Beni zu hospitieren bzw. mitzuarbeiten, um uns sowohl mit den häufigsten Krankheitsbildern als auch mit den geläufigen Behandlungsmethoden vertraut zu machen. Dort lernten wir die beiden bolivianischen Ärzte Dr. Alan und Dr. Dennis, sowie die amerikanischen Volontäre Jeff und Christina kennen, mit denen wir auch auf den Flusstouren zusammen arbeiten sollten. Am Wochenende kam dann auch endlich mein Gepäck aus Miami und es stand noch ein Besuch der Wiederauswilderungsstation Refugio Jaguarete an, ein wundervolles Erlebnis, auf das an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen werden soll.

Nach einiger Verzögerung ging es dann am Dienstag auf die erste Flusstour den Quiquibey hinauf. Mit an Bord waren neben Torsten, Ilka, meinem Vater und mir auch noch Dr. Alan, die Volontäre Jeff und Christina, der Apotheker Antonio, unser Führer und Dolmetscher Nico, sowie die Köchin Señora Fatima. Bei schönstem Wetter fuhren wir den Fluss entlang, die atemberaubende Landschaft in uns aufnehmend, die Augen nach Schildkröten und Krokodilen offen haltend. Gegen Abend erreichten wir dann San Louis Grande, die erste Station unserer Tour und auch eins der schönsten Dörfer, die wir besuchten. Im weiteren werde ich nicht auf jedes einzelne Dorf eingehen, da dies zum Einen den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde und zum Anderen monoton erscheinen könnte, da der von mal zu mal routiniertere Ablauf im wesentlichen jedes mal ähnlich war. Wir landeten am Flussufer, wo wir meist schon von den Kindern des Dorfes entdeckt wurden. Das Gepäck wurde in einer Menschenkette von Bord verfrachtet und der Marsch zum Dorf angetreten. Dort richteten wir uns zumeist in der Schule ein, während sich die Einheimischen versammelten. Zunächst verteilten wir Zahnbürsten und hielten einen Vortrag über die Vorteile ihres Gebrauches, sowie eine praktische Einführung in den selbigen ab, was in der Regel zu vielen schaumverschmierten Gesichtern und einigen schönen Fotos führte. Anschließend begann die Sprechstunde. Dr. Alan behandelte die Erwachsenen, mein Vater die Kinder. Ich machte Fotos oder schrieb die Rezepte, mit denen die Mütter dann zu Antonio gingen und sich ihre Medikamente abholen konnten. Die mit Abstand häufigsten Beschwerden waren Parasitenbefall, gefolgt von Atemwegsinfekten, aber auch exotischere Krankheitsbilder wie die Myasis oder Leishmanienbefall kamen vor. Je nach Zeitplan ging es dann zurück ins Boot und auf zum nächsten Dorf oder ab ins Bett. Geschlafen haben wir in Zelten, welche uns von der Fundacion gestellt wurden.

Die Dörfer selbst unterschieden sich stark voneinander, neben vielen gut organisierten und ordentlichen Orten gab es auch einige bei denen der Müll einfach hinters Haus geschmissen wurde und man nicht lange nach potenziellen Infektionsherden und Brutstätten für allerlei Keime und Krankheitserreger suchen musste. Das größte Problem lag aber in allen Communidates an dem Mangel an sauberem Trinkwasser. Am fünften Tag der Tour kehrten wir nach Rurre zurück und nutzten den Nachmittag sowie den folgenden Tag um uns zu erholen und im Swimmingpool zu planschen, bevor es dann auf die zweite Tour zum Rio Beni ging. Diesesmal begleitete uns Dr. Dennis und zusätzlich auch noch ein Zahnarzt. Alles weitere verlief ohne schwerwiegendere Zwischenfälle und eine Woche später saßen wir schon wieder im Flieger nach Hause. Alles in Allem waren dies für mich 3 äußerst spannende, beeindruckende und prägende Wochen, eigentlich eine viel zu Kurze Zeit wenn man bedenkt wie viel es dort zu entdecken, zu erleben und zu tun gibt.

PS: Mückenspray ist Lebenswichtig.

Hannes Wahmkow